Unsere Kirche ist in die Jahre gekommen. Schon seit langem hatten sich an den Außenwänden unserer Johanneskirche zahlreiche Risse gezeigt, die sich von den Fenstern aus nach oben erstreckten. Da die Risse in den letzten Jahren größer geworden waren, sah der Kirchengemeinderat Handlungsbedarf und beauftragte das Ingenieurbüro Schilling & Kallenbach mit der Begutachtung des Schadens.
Ende 2011 unterzog Frau Kallenbach die Kirche einer eingehenden Untersuchung. Dabei ließ sie auch Teile des Kirchdaches aufdecken, um die Bausubstanz im Bereich der Dachtraufe beurteilen zu können. Ihr Befund war ernüchternd: sie fand Holzschwellen, die derart verwittert waren, dass sie von der daraufliegenden Last eingedrückt waren. Außerdem zeigten sich zahlreiche große Risse in den Mauerkronen. Zwischen den beschädigten Holzteilen lag Schutt, der wohl bei der Kirchenrenovierung von 1870 auf den Mauerkronen liegengelassen wurde und seither den Verwitterungsprozess der Holzteile begünstigt hat. Durch die Verwitterung waren die Längsverbände des Daches, insbesondere die Mauerschwellen geschwächt, dies führte zu den Rissen. Auch das Mauerwerk selbst war stellenweise brüchig. Notwendig war also eine gründliche statische Sanierung des Kirchenschiffes. Das bedeutete: die verwitterten Holzteile mussten ersetzt und die Traufbalken mit Zugbändern aus Stahl verstärkt werden. Um diese Arbeiten durchführen zu können, mussten Teile des Daches aufgedeckt werden. Da die Untersuchung des Norddaches ergeben hatte, dass gut die Hälfte der Ziegel Schäden aufwies, beschloss der Kirchengemeinderat, das Norddach komplett umzudecken und beschädigte Ziegel durch gut erhaltene historische Biberschwanz-Ziegel zu ersetzen.
Im Juni 2013 konnten die Arbeiten beginnen. Zuerst wurden Turm und Kirchschiff eingerüstet. Eine Fachfirma bohrte quer zu den Rissen dicke Löcher, in die dicke Stahlstangen einzementiert wurden. Anschließend wurden alle Risse im Mauerwerk von innen und außen zugeputzt. Zuletzt wurden die Hohlräume im Mauerwerk mit einer Mischung aus Trasskalk und Wasser verpresst. Diese Masse härtete in der Mauer aus und stabilisiert nun das Gemäuer in den Bereichen, in denen sich die Risse befanden. Mitarbeiter der Firma Jakob tauschten die verwitterten Schwellbalken aus und brachten starke Stahlbänder an, die nun gemeinsam mit den neuen Balken einen stabilen Längsverband bilden. Anschließend konnte das Norddach neu gedeckt werden. Die gesamte Kirche erhielt neue, kupferne Dachrinnen und Fallrohre. Die Fassadenarbeiten am Kirchschiff beinhalteten neben einer Erneuerung des Putzes der Westfassade auch einen kompletten Neuanstrich der gesamten Fassade.
Bei der Begutachtung des Kirchturmes fanden sich Schäden an der Aufhängung aller drei Glocken. Diese wurden im Zuge der Renovierungsarbeiten, die sich bis Ende 2014 hinzogen, durch neue Tragejoche aus Eichenholz ausgetauscht. Leider zeigte sich beim genauen Hinsehen, dass die älteste Glocke in unserem Kirchturm, die Taufglocke, einen mehrere Zentimeter langen Riss aufwies. Sie wurde abgehängt und in einer Spezialfirma geschweißt. Am Kirchturm musste außerdem der Außenputz neu aufgebaut werden. Da die Farbe des Zifferblattes schon abkreidete, musste auch dieses neu lackiert und vergoldet werden. Nachdem der Turm schon einmal eingerüstet war, wurden die Schneefangbretter aus Eichenholz erneuert.
(Fabian Lübker)
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- Es geht los: das Gerüst wird aufgebaut.
- Schwere Schäden an den alten Dachziegeln (Nordseite).
- Frau Kallenbach, Herr Lupke und Herr Blum beim Ortstermin.
- Auch der Nachwuchs zeigt Interesse.
- Kritische Blicke: Die Schäden am Verputz der Westfassade sind besorgniserregend.
- Vom Gerüst bietet sich eine fantastische Aussicht!
- Das Zifferblatt ist noch gut erhalten. Der Anstrich kreidet schon ab und muss erneuert werden.
- Warm ist es – trotz der leichten Brise, die hier oben weht.
- Herr Blum, Herr Lupke und Pfarrer Bosler bei der Bestandsaufnahme auf dem Turmgerüst.
- So viele Schäden – da mag mancher gar nicht mehr hinschauen!
- Diese Risse sind nicht harmlos. Sie sind ein Zeichen dafür, dass die Statik der Kirche nicht mehr in Ordnung ist.
- Ursache der vielen Risse sind Schäden im Traufbereich des Dachstuhles. Um an diese Stellen heranzukommen, wird das Dach ein stückweit aufgedeckt.
- Schwerer Schaden an einem Dachbalken. Die Holzstruktur ist weitgehend zerstört.
- Beilageplatte und Mutter einer der Spannstangen, die das Kircheninnere überspannen.
- Früher wurde die Kirche mit Öfen geheizt. Die Kaminzüge sind noch vorhanden, jedoch nur bei abgedecktem Dach sichtbar.
- Unter den Dachbalken liegt uralter Bauschutt. Darin findet sich dieser Knochenrest. Außerdem Eulengewölle, Eierschalen, Federn und Nester.
- Im Bauschutt vergraben: ein uralter Nagel. Zum Vergleich daneben: eine moderne "Spax"-Schraube.
- Völlig verwitterte Holzteile.
- Sieht schon besser aus: ein neuer Balken aus Eichenholz.
- Die Sanierung der Dachtraufen ist abgeschlossen. Jetzt werden die Mauerrisse verpresst. Zuerst werden die Risse erweitert, anschließend werden Röhrchen eingebracht.
- Danach werden die Risse abgedichtet.
- Durch die Röhrchen wird anschließend eine Trasskalk-Suspension eingepresst. Diese härtet aus und stabilisiert das Mauerwerk.
- Die Lösung muss per Handpumpe in das Gemäuer eingepresst werden. Zuviel Druck könnte das Mauerwerk sprengen.
- Ganze Paletten mit Trasskalk mussten beschafft werden. Der Kalk wurde mit Wasser zu einer Suspension angerührt und dann ins Mauerwerk gepumpt.
- Einer der Risse verläuft genau hinter einer Kirchenbank. Martin und Lukas Kobe müssen die Bank daher vorübergehend beiseite stellen.
- Ein Mitarbeiter der Firma Jakob beim Umdecken des Daches. Kaputte Ziegel werden durch gut erhaltene historische Ziegel ersetzt.
- Mitarbeiter einer Stuttgarter Spezialfirma beseitigen den Hagelschaden am Turmdach.
- Hier kann man das verwitterte Holz mit bloßen Händen herauskratzen.
- Der alte Putz muss runter. Danach ergeben sich interessante Einblicke auf das darunter liegende Mauerwerk.
- Schiefersteine an der Westfassade der Kirche.
- Herr Hofele und seine Mitarbeiter brauchen schweres Gerät, um den Putz abzuklopfen.
- Hier muss das Mauerwerk neu verfugt werden.
- Die alten Schneefangbretter müssen ausgetauscht werden. Harald Wagner schraubt eines der Bretter ab.
- Von Hand wurden die alten Schneefangbretter herunterbefördert...
- …und als Schablone für die neuen Schneefangbretter verwendet.
- Wie der Schreiner kann's keiner: Martin Kobe beim Anfasen der Kanten.
- Die neuen Schneefangbretter passen auf Anhieb und lassen sich leicht montieren.
- Diane Lübker und Ursel Ziegler sehen nach dem Rechten.
- Die Taufglocke ist die älteste im Turm. Sie hat einen Riss und muss geschweißt werden.
- Die Feuerwehr Kirchheim stellt ihre Drehleiter zur Verfügung, um die Glocke vom Turm zu holen.
- Die Motoren, die die Glocken zum Läuten bringen, wurden überholt. Sie waren noch gut erhalten.
- Ein neues Läutrad.
- …und schließlich folgt die Vergoldung – ein komplizierter Vorgang, der in mehreren Arbeitsschritten verläuft und viel Erfahrung erfordert.
- Glocke und Gockel sind fertig. Die Feuerwehr kommt wieder mit der Drehleiter, um alles an Ort und Stelle zu bringen. Leider regnet es in Strömen. Christian Seyfang traut sich zu, selbst nach oben zu fahren und die "Turmzier" anzubringen.
- Die Glockenkrone muss in das Haltejoch eingelassen werden, damit die Glocke nicht vom Joch rutschen kann, falls sich eine Schraube lösen sollte.